Projekt Beschreibung

Quadrolog von Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft:

Schimpfen – Spinnen – Schaffen

Initiatoren:
Lebenswerke GmbH Social Profit Agentur

Logo Lebenswerke Stuttgart

Traditionell übliche Beteiligungsformen reichen nicht aus

Der demokratische Prozess in einer Kommune benötigt die Summe unendlich vieler individueller, sozialer, fruchtbarer Prozesse. Deren Regelwerk, die Kompetenzen, die Machbarkeit und die mögliche „Durchschlagskraft“ müssen vorher festgelegt werden und allen Beteiligten klar sein. Es braucht dabei auch die soziale Kompetenz und Empathie sich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen, sich zusammenzutun, zu verbinden oder sich abzugrenzen. Die Herausforderung ist: Die Beteiligung der Bürger*innen im Rahmen eines Digitalisierungsprozesses wird gemeinhin auf die Information und die Bedarfsermittlung in Form von diskursiven Befragungen reduziert – analog wie digital.

Das ist die „traditionell übliche Form“ der Bürgerbeteiligung, die ohne Zweifel wichtig ist und ihren Stellenwert hat.

Zur Bürgerbeteiligung zählen wir aber drei weitere Dimensionen, die berücksichtigt werden müssen, und zwar Beteiligung

  • als Wissenstransfer,
  • als das Überwinden einer neuen Form „sozialer Armut“ und
  • als Teilhabe.

Beteiligung als Wissenstransfer in die Verwaltung

Als gutes Beispiel ist die Stadt Weingarten über die Plattform #wgtdigital

ebenfalls „am Probieren“, innerhalb des „Quadrologs“ Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.

Weitere gute Beispiele lassen sich im StädteNetzWerk des Städtetags Baden-Württemberg und in der „Allianz für Beteiligung“ finden.

Der neuen „sozialen Armut“ vorbeugen

Der digitale Fortschritt birgt auch eine Gefahr, der – zumindest derzeit – viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. In 2017 hatten lt. statista sieben Prozent aller deutschen Haushalte kein Internet. Der Digital-Index von D21 hat Anfang 2018 ermittelt, dass es ca.12 Mio. „digital Abseitsstehenden“ gibt. Gerade diese Zielgruppe muss aktiv beteiligt werden. Was nicht passieren darf ist, dass Menschen aus finanziellen, technischen oder Bildungsgründen nicht an der „digitalen Kommune“ teilnehmen können. Das kann unter bestimmten Voraussetzungen zu einer neuen „sozialen Armut“ führen. Die kommunalen Digitalisierungsprozesse müssen für alle transparent und nachvollziehbar sein, alle müssen Zugang haben und alle müssen digitale (Weiter-)Bildungs-möglichkeiten haben. Das ist das Gebot der Daseinsvorsorge.

Teilhabe betrifft auch Digitalisierung

Die Digitalisierung in den Gemeinden und Städten wird auch neue Kommunikationsformen und neue Formen der Vergemeinschaftung mit sich bringen. Gerade gehandicapte Menschen sind von der Gefahr betroffen, nicht mehr daran teilhaben zu können. Auf der anderen Seite bietet gerade die Digitalisierung große Möglichkeiten, diese Menschen einzubinden und mitzunehmen: telemedizinische Angebote, neue Formen der Betreuung, bedarfsgerechte und automatisierte Services, die im alltäglichen Leben und im Bedarfsfall auch in der Not unterstützen.

Fragen & Antworten

Die Chancen eine gerechte Teilhabe zu sichern sind da, es gilt nur sie in der „Digitalisierungsstragie“ zu bedenken, da betreffende Zielgruppen leider nicht auf eine so potente Lobby zurückgreifen können wie andere Stakeholder.

Digitalisierung ganzheitlich, nachhaltig, gemeinsam und für alle

Die zentrale Frage lautet: Alle müssen beteiligt werden, aber wie? Es scheint ein steiniger Weg zu sein, den es zu beschreiten gilt, wenn „digital Vergessene“ teilhaben können und sollen.

Klingt dies nicht von vorne herein ein wenig paradox oder gar naiv? Oder ist es nicht gar zynisch, ausgerechnet Menschen, denen der Zugang zu gesellschaftlich bedeutsamen Ressourcen fehlt, aufzufordern, an allgemeinen politischen Entscheidungsprozessen mitzuwirken?

So kommt die Stadtverwaltung als zentrale Koordinierungsstelle ins Spiel. Eine zugehende, sozialraumorientierte Arbeit wird wichtig. Die sog. „stillen Gruppen“ müssen aufgespürt werden,

z. B. durch „Nachbarschaftsgespräche“, „Quartiersimpulse“ und die Schaffung von weiteren „Orten der Begegnung“ in den Quartieren – und das digital unterstützt.

Auch inszenierte Prozesse, wie der „Bürger*innenrat“, über „Zufallsbürger*innen“ bestückt, sind spannende Vehikel für alle. So muss es sein.

Das LebenswerkeTeam setzt auf Vielfalt, was sich schon im TEAM und in den einzelnen Vitae herausstellt. (www.lebenswerke-stuttgart.de).

Unser Format nach Nübel, Wezel und Müller heißt: Schimpfen-Spinnen-Schaffen und setzt dabei auf Storytelling und der bestmögliche Versuch eine Stimmungen Atmosphäre zu schaffen, für ein „Aufbrechen“ von zu fest gefahrenen Strukturen und ein „Aufbrechen“ in eine bessere Zukunft. Unsere Handlungsprinzipien sind der sozialräumliche Ansatz und das Empowerment. Wir wollen zuhören, einen Rahmen für Kreativität setzen und konkrete, realistische Handlungsansätze formulieren und jeweils kritisch begleiten. Eine entsprechende Dokumentation, auch, soweit möglich, in Foto und Film schließt sich mit ein.

Bei unserem Konzept ist es wichtig, dass das Stadtoberhaupt und alle möglichen und dabei wichtigen Stakeholder eine Rolle übernehmen und den Prozess tatkräftig unterstützen.

Wir hatten schon die Erfahrung gemacht, dass der OB genau diese Funktion nicht übernehmen wollte. Nicht immer hat das „Nachjustieren“ geklappt. Auch Vertreter*innen aus der Wirtschaft sind nicht immer leicht zu finden.

So haben wir ein nachvollziehbares „Erwartungsmanagement“ und entsprechende Prozessbeschreibungen entwickelt, die wir vor Beginn unserer Arbeit abklären und entsprechend festlegen. Dazu gehört eine klar definierte Prozessstruktur mit Lenkungsgruppe, Beteiligungsgruppen, regelmäßigen Workshops sowie niederschweflige TALKS und eine Großveranstaltung pro Jahr im „Quadrolog“. Die Ansprechperson in der Verwaltung mit entsprechender „Macht“ ist ebenfalls Voraussetzung. Eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit (analog und digital), somit auch in den Sozialen Medien, schließt sich mit an.

Wichtig ist, dass der Quadrolog auch aktiv besetzt und geführt wird, in der Stadtgesellschaft. Orte der Begegnung, Generationen-gerecht und inklusiv, im weitesten Sinne, bilden dazu die Grundlage.

Unsere Haltung:

Leichte Sprache – Einfache Sprache

Einfache Sprache hat den Anspruch, alle Bürger*innen zu erreichen. Im englisch-sprachigen Raum verwenden Unternehmen und Verwaltungen Plain Language, um mit Kund*innen und Beschäftigten in einfacher Form zu kommunizieren. In den USA weist der Plain Language Act seit zehn Jahren Bundesbehörden an, Bürger*innen so zu informieren, dass 85 Prozent der Bevölkerung einen Verwaltungstext beim ersten Lesen verstehen.

Einfache Sprache ist eine Reaktion auf eine zurückgehende Lesekompetenz. In Deutschland haben Menschen mit einer geistigen/psychischen Behinderung Anspruch auf barrierefreie Kommunikation. Der Anspruch leitet sich aus der UN-Behindertenrechtskonvention Artikel 21 ab, der Menschen mit Behinderung ein Recht auf Informations- und Meinungsfreiheit zuspricht.

Der Begriff Leichte Sprache wird seit 20 Jahren unautorisiert verwendet. Derzeit (2020/21) entsteht eine DIN SPEC Leichte Sprache. Ein Kollege im LebenswerkeTeam arbeitet im Konsortium mit, wir verwenden selbst aber die Einfache Sprache. Er ist auch Mitglied in der Plain Language Association International. Mit zwei weiteren Kolleginnen ist er derzeit dabei, eine Niederlassung für den deutschsprachigen Raum zu gründen.

Während die Leichte Sprache gewöhnlich beim Sprachenniveau A2 endet, texten wir in Einfacher Sprache je nach Lese-Niveau der Zielgruppe zwischen A1 und B2.

Darauf setzen wir.

Projektinitiator

Ansprechpartner

  • Martin Müller

  • 0711 28468080

  • martin.mueller@lebenswerke-stuttgart.de

Team von Lebenswerke Stuttgart
Gruppenfoto
Foto zeigt einen Stuhlkreis mit mehreren Teilnehmern