Projekt Beschreibung

IBA-Bürgerdialog der

Stadt Vaihingen an der Enz

Initiatorin:
Stadt Vaihingen an der Enz

Die Verwaltung hat im Auftrag des Gemeinderats einen Bürgerdialog zu einer möglichen Teilnahme der Stadt Vaihingen an der Enz an der IBA`27 StadtRegion Stuttgart umgesetzt. Dieser hat die Leitfrage verfolgt, worin der Mehrwert eines Vaihinger IBA-Beitrags für die Stadtentwicklung zur Stärkung der Stadt als Mittelzentrum liegt.

Dazu wurden in der Zeit von Dezember 2020 bis Juni 2021 fünf Veranstaltungen und eine dreiwöchige Phase der Bürgerbeteiligung realisiert. Bedingt durch die Corona-Pandemie wurden alle Termine des IBA-Bürgerdialogs als hybride Veranstaltungen umgesetzt, also zeitgleich vor Ort und live online über das Internet übertragen. In der Stadthalle teilnehmen durften nur die Mitglieder des Gemeinderats und die Ortsvorsteher*innen.

Im ersten Teil, der Informationsphase, haben renommierte Wissenschaftler*innen sowie Praktiker*innen aus Politik, Verwaltung und Unternehmen allgemeine Informationen vermittelt, was Internationale Bauausstellungen sind. In der folgenden Meinungsbildungsphase wurde eine Standortdiskussion geführt über potentiell für ein IBA-Projekt geeignete Flächen. Dazu hatte das Stadtplanungsamt fünf Standortoptionen in Vaihingen an der Enz ausgewählt und beschrieben. Alle fünf Standortoptionen wurden von den Bürger*innen bewertet. Eine fachliche Betrachtung der fünf Standortoptionen haben die vier Fachpreisrichter*innen des Gestaltungsbeirats geleistet.

Für den gewünschten Bürgerdialog wurden verschiedene digitale Beteiligungsinstrumente eingesetzt. Während den Veranstaltungen konnte über eine Software gefragt und diskutiert und bei Umfragen abgestimmt werden. Während der dreiwöchigen Phase der Bürgerbeteiligung im März/April 2021 konnten alle Einwohner*innen von Vaihingen an der Enz auf der Beteiligungsseite www.vaihingen.pin-mit.de die Standortoptionen einzeln bewerten und eine eigene, neue Standortoption vorschlagen. Drohnenfilme ermöglichten daheim am elektronischen Endgerät einen Eindruck von der Situation vor Ort. Solchermaßen wurde trotz der Corona-Pandemie die zeitgleiche wie zeitlich versetzte aktive Beteiligung der Bürger*innen ermöglicht.

Von den Angeboten wurde reichlich Gebrauch gemacht. 384 Bürger*innen haben 1292 Bewertungen abgegeben. Die Videos des IBA-Bürgerdialogs wurden innerhalb von sechs Monaten insgesamt gut 7500 Mal aufgerufen (Stand 16.06.2021).

Am 12. Juni 2021 wurden die Ergebnisse des IBA-Bürgerdialogs veröffentlicht. Das sind zum ersten die Bewertungen und Standortvorschläge, die die Bürgerinnen und Bürger auf der Beteiligungsseite PINmit abgegeben haben. Zum zweiten ist das die Empfehlung der Fachpreisrichter*innen des Gestaltungsbeirats. Die auf der Homepage der Stadt zur bereitgestellten Informationen der Referentinnen und Referenten der Informationsphase sind ebenfalls weiterhin verfügbar.

Die Bewertungen der Bürger*innen und die Empfehlung der Fachpreisrichter*innen des Gestaltungsbeirats sollen nun dem Gemeinderat als Abwägungsgrundlage für seine weiteren Beratungen dienen

Fragen & Antworten

Die Diskussion über ein mögliches Projekt der IBA’27 StadtRegion Stuttgart in Vaihingen an der Enz wird eher polarisiert geführt. Mit der Befragung der Bürgerinnen und Bürger und der öffentlichen aggregierten Vorstellung von deren Bewertungen in der Abschlussveranstaltung haben wir trotz des zweiten Lockdowns in der Corona-Pandemie ein öffentliches Meinungsbild hergestellt. Alle Bürger*innen mit Wohnsitz in Vaihingen an der Enz hatten die Gelegenheit, ihre Meinung zu bekunden. Mittels der jeweils adäquat gewählten Beteiligungsinstrumenten wurde während der Livestreams wie auf der Beteiligungsseite PINmit die Bewertungen sehr sachlich formuliert. Auch die Befürworter*innen einer der fünf Standortoptionen konnten auf kontrollierte Weise ihren Meinungen so Ausdruck verleihen. Die fachliche Empfehlung der Fachpreisrichter*innen des Gestaltungsbeirats ist eine gute Flankierung der Bewertungen. Beides war wichtig für die weitere Diskussion. Es eröffnet die Chance auf einen fundierteren Austausch miteinander und einen Beschluss des Gemeinderats, den mehr Bürger*innen begrüßen bzw. akzeptieren, als das zuvor der Fall gewesen wäre.

Realistische Einschätzung der Situation und Umgang damit. Je nach Situation und Ziel adäquat gewählte Methoden und Mittel der Bürgerbeteiligung. Ein fachlich vielfältig besetztes Vorbereitungsteam verfügt über mehr Knowhow als ein einheitlich besetztes. Gute externe Begleitung für die Dinge, für die keine eigenen Kapazitäten verfügbar oder vorhanden sind. Ergo müssen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um qualitativ ansprechend arbeiten zu können. Offenheit für neue Formen der Kommunikation zwischen Bürger*innen und Verwaltung. Online-Redaktion während der Livestreams, um unsachliche oder tendenziöse Kommentare auszubremsen. Eine wertschätzende, verbindliche Kommunikation im gesamten Prozess war hilfreich. Aktive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, um das Interesse der Bürger*innen zu wecken. Eine fortlaufende und abschließende Evaluation des Projekts.

Im Bereich Bewegtbild hatte die Verwaltung bislang keine eigene Kompetenz. Technisches Equipment für die Umsetzung von Livestreams ist nicht vorhanden. Im Vorfeld der Auftaktveranstaltung wurde sich nur unzureichend zwischen externen Dienstleistern und Verwaltung miteinander ausgetauscht. Das hat Ablauf und technische Umsetzung der ersten hybriden Veranstaltung massiv beeinflusst.

Eine ehrliche Fehleranalyse, ein offener interner Austausch darüber und die anschließende gemeinsame Nutzung dieser Lernerfahrungen hat kontinuierlich die Qualität der Veranstaltungen gesteigert. Auch organisatorisch komplexe Situationen wurden danach gut gemeistert.

(Teil)Digitale Veranstaltungen müssen anders konzipiert und umgesetzt werden als Vor-Ort-Termine. Ohne viel mehr Vorbereitung und Stringenz klappt es nicht, Stichwort Regieplan. Dafür kann man die Schwelle für die Teilnahme signifikant senken. Man schafft Inhalte, die auch im Anschluss verfügbar bleiben und mehrfach genutzt werden können, Stichwort asynchrone Bürgerbeteiligung. Daten können schneller und jederzeit erhoben und mit weniger Aufwand weiterverarbeitet werden.

Einfach verständliche digitale Instrumente nutzen, wie z. B. Slido, und eine asynchrone Bürgerbeteiligung ermöglichen. Das Angebot machen, auf Wunsch persönlich zu unterstützten, bei Einhaltung der in der Corona-Pandemie notwendigen Hygienevorschriften. Alle Texte kontinuierlich auf Verständlichkeit hin abklopfen und jene anpassen, wo das möglich ist. Wo möglich grafische Erklärungen und Informationen anbieten. Intern immer wieder auf leichte Sprache und Verständlichkeit hinweisen und an Zielgruppen erinnern. QR-Codes nutzen für URLs. Last, but not least, qualitative Ergebnisse gut verständlich quantitativ aufbereiten.

Projektinitiatorin

Ansprechpartner

  • Jörn Eichhorn

  • 07042 – 18 427

  • j.eichhorn@vaihingen.de

Foto zeigt eine coronakonforme Sitzung im Rahmen des Projekts.
Bild zeigt Screenshot der PinMit-Oberfläche.
Grafik zeigt die Prozessstruktur des Projekts.
Balkendiagramm mir den Stärken der Standortoptionen.