Projekt Beschreibung

BNE für morgen

Initiator:
forum für internationale entwicklung + planung (finep)

Logo der finep

Entwicklungs- und umweltpolitische Vereine in Deutschland leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Bildungs- und Informationsarbeit für die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 – an vielen Stellen fehlen jedoch junge Mitstreiter*innen. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Studierende, die sich für globale Nachhaltigkeitsthemen interessieren, sich jedoch häufig außerhalb der festen Strukturen eines Vereins engagieren. Das Projekt „BNE* für morgen“ brachte deshalb diese beiden Akteursgruppen zusammen, damit sie gemeinsam neue Möglichkeiten des Engagements in Vereinen erarbeiten, das attraktiv für junge Menschen ist und neue Impulse für die Arbeit der Vereine liefert. Das Projekt war eingebettet in das Studienprojekt „Doing Global Justice: International Dimensions of Social Work“ im BA-Studiengang Soziale Arbeit der Hochschule Esslingen unter der Leitung von Prof. Dr. Beatrix Waldenhof. Im theoretischen Teil des Projekts vermittelte finep den Studierenden zunächst Hintergrundwissen zu BNE, zu den Nachhaltigkeitszielen, zu strukturellen Verflechtungen zwischen Globalem Norden und Globalen Süden und förderte dahingehend einen Perspektivwechsel. Ebenso war ein machtkritischer Blick auf die Bildungsarbeit Bestandteil der Theorie. Weiterhin erfuhren die Studierenden Basiswissen im Projektmanagement, in der Zielgruppenansprache und für die Umsetzung neuer Engagementformen.

In der Praxisphase kamen lokale Vereine hinzu und erarbeiteten mit den Studierenden in Kleingruppen neue Formen des Engagements, setzten diese um und testeten sie aus. Über den Zeitraum hinweg wurden die Kleingruppen von finep begleitet und betreut.

Die Engagementformen zeichnen sich durch Kreativität und Vielfalt aus. Formate zu Beteiligung und Information oder Mitmachaktionen zeigen, wie Bildungsarbeit für entwicklungs- und umweltpolitische Themen attraktiv und zeitgemäß gestaltet werden kann.

Insgesamt 16 Studierende erarbeiteten in 4 Kleingruppen und in Kooperation mit den lokalen Vereinen folgende Projekte:

  • „Denkraum Privilegien“ – digital und analog einsetzbares Unterrichtsmaterial für Oberstufenschüler*innen in Kooperation mit dem Entwicklungspädagogischen Informationszentrum (EPiZ), ausleihbar über das EPiZ.
  • Eine digitale Schnitzeljagd zu nachhaltigem Konsum in Esslingen mit der Initiative „ES pioniert“, abrufbar über die App Actionbound.
  • „Vom Überblick zum Durchblick – eine Schaufensterausstellung über Nachhaltigkeit“ in Kooperation mit dem Esslinger Klimagerechtigkeitsbündnis, die im Juni 2021 in der Esslinger Küferstraße zu sehen war.
  • Eine Kleidergirlande zum Thema Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Kooperation mit dem Stuttgarter Verein „Aktion Hoffnung“, zu sehen vom 05.07 – 08.07.2021 im Esslinger Einkaufszentrum ES.

Dieses Projekt wird gefördert aus Mitteln der Glücksspirale des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft.

Fragen & Antworten

In mehreren vergangenen Projekten hat finep die Erfahrung gemacht, dass bei jungen Menschen, wie z.B. Studierenden, ein auf eigenen Erfahrungen basierendes, vernetztes Wissen um die globale Bedeutung entwicklungspolitischer Themen und innovative Ideen für entwicklungspolitische Bildungsformate bestehen. Häufig fehlt jedoch eine strukturelle Anbindung für die Umsetzung der Ideen, etwa durch eine Begleitung eines lokalen Vereins. Gleichzeitig besteht aufgrund der volatilen Lebenssituation junger Menschen ein großes Interesse an punktuellem Engagement, das wegweisend für weiteres Engagement sein und/oder andere junge Menschen zu eigenen Aktionen inspirieren kann. Auf der anderen Seite gibt es entwicklungs- und umweltpolitische Vereine, die einen wichtigen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen und der begleitenden Bildungsarbeit leisten, denen aber häufig junge Mitstreiter*innen fehlen, die sich engagieren und neue Ideen einbringen. Durch das Projekt sollten Vereine Impulse erhalten, wie sie sich für junges Engagement öffnen können bzw. welche Formen des Engagements sie zukünftig anbieten könnten, die attraktiv für den Lebensalltag junger Menschen sind. Das Projekt hat durch die Kooperation zu einem Austausch zwischen beiden Akteursgruppen geführt, die sonst vielleicht nicht miteinander in Kontakt gekommen wären. Mit projektbasierten Kooperationen zwischen diesen beiden Akteursgruppen können die Bedarfe beider Gruppen gedeckt und für beide Gruppen ein Mehrwert geschaffen werden.

Besonders wichtig war für uns, dass die Studierenden und den kooperierenden Verein gemeinsame Interessen und Bedürfnisse verbinden. Wir legten großen Wert darauf, dass ein gemeinsamer Konsens für die Entwicklung eines bestimmten Formats gefunden wurde. Die Begleitung der Gruppen durch finep sowie durch die Dozentin ermöglichte einerseits, dass fachlich hochwertige Projekte entstanden und zum anderen, dass die Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Vereinen auf Augenhöhe und im gegenseitigen Austausch stattfand.

Einer Gruppe von Studierenden war es beispielsweise ein Anliegen, Jugendliche für Privilegien und die dahinterstehenden sozialen und strukturellen Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren und ein Projekt zu gestalten, bei dem sie relativ eigenständig an diesem Thema arbeiten können. Das Entwicklungspädagogische Informationszentrum Reutlingen entwickelt selbst Bildungsmaterialien, hatte bis dato jedoch noch keine Lernkiste, die digitale und analoge Elemente verband. Mit ihrem Wissen um Möglichkeiten im digitalen Raum erarbeiteten die Studierenden methodisch und thematisch vielfältiges Lehrmaterial, das in einer Lernkiste zusammengefasst wurde.

Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass das gesamte Projekt digital verlaufen musste. Das hatte zur Folge, dass sich Vereine und Studierende kaum persönlich kennenlernen und austauschen konnten. Deshalb war es ein Erfolg, dass die technischen Gegebenheiten, das Projekt über Videokonferenzen stattfinden zu lassen, durch die Hochschule ermöglicht wurden. Ebenso offen waren die Vereine für eine digitale Zusammenarbeit, die den persönlichen Austausch jedoch nicht vollständig ersetzen konnte.

Weiterhin mussten die Einsätze der entwickelten Projekte aufgrund des sich entwickelten Infektionsgeschehens mehrfach verschoben werden, sodass das Semester bereits vorbei war, als die Projekte zum Einsatz und an die Öffentlichkeit kamen. Das rüttelte teilweise an der Motivation der Studierenden. Zudem hatten einige Studierende nach Ende des Semesters kaum mehr Kapazitäten, ihre Projekte zum Einsatz zu bringen. Das konnte damit kompensiert werden, dass finep den Einsatz und die Betreuung der öffentlichkeitswirksamen Materialien übernahm.

Aspekte der Chancengleichheit und der Einbeziehung von Menschen mit und ohne Behinderung wurden im Projekt in der Auswahl der Teilnehmenden zum Kurs als auch in der Umsetzung bzw. dem Einsatz der Formate berücksichtigt. Dabei wurden Migrationshintergründe und körperliche Beeinträchtigungen genauso einbezogen wie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Teilnehmenden. Der Kurs an der Hochschule Esslingen stand allen Studierenden des entsprechenden Fachsemesters der Sozialen Arbeit offen.

Die Übernahme der Kosten für die Entstehung der Formate ermöglichte auch Menschen ohne finanzielle Spielräume, am Projekt teilzunehmen.

Projektinitiatorin

Ansprechpartner

  • Carolin Harscher

  • 0711 932768-71

  • Carolin.harscher@finep.org

Foto zeigt den Inhalt einer Beispielbox, darunter Begleitheft gedruckt und auf USB-Stick.
Foto zeigt die Fensterausstellung
Foto zeigt einen Screenshot einer Videokonferenz mit allen Beteiligten.