Projekt Beschreibung

Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) Baden-Württemberg

Initiatorin:

Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung (LAGO) Baden-Württemberg

Logo des Projekts Netzwerk für Demokratie und Courage

Das Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) ist ein bundesweites peer-to-peer Netzwerk, das junge Ehrenamtliche ausbildet, die an Schulen und mit anderen Jugendgruppen präventiv kostenlose Projekttage zu Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Zivilcourage durchführen. Nach einer intensiven einwöchigen Teamschulung können die jungen Engagierten im Zweierteam selbst Projekttage umsetzen, sich im Netzwerk einbringen und (wenn sie möchten) weitere Fortbildungen besuchen.

Durch einheitliche Konzepte, gemeinsame Qualitätskriterien und den regelmäßigen Austausch der Landesnetzwerke und der Bundesgeschäftsstelle wird in den 12 NDC-Bundesländern hochwertige politische Bildungsarbeit gewährleistet. Das NDC versteht sich als lernendes Netzwerk, in dem alle sich einbringen können und Kritik offen geäußert werden soll, damit wir uns persönlich und strukturell verbessern können.

Das Landesnetzwerk Baden-Württemberg besteht seit 2002 und wird noch immer zu einem großen Teil von den freiwillig Engagierten selbst verwaltet. Sie sind in 6 Regionen aufgeteilt und kümmern sich um die komplette Organisation und Durchführung der Projekttage. Außerdem gibt es eine landesweite Teambetreuung bei Sorgen und Wünschen. Alle Teamenden sind eingeladen, an der monatlich stattfindenden Steuerungsgruppe teilzunehmen, bei der gemeinsam und transparent alle wichtigen Entscheidungen zur Ausrichtung des NDC Baden-Württemberg getroffen werden. Zusätzlich gibt es Regiotreffen und zwei Mal im Jahr landesweite Teamwochenenden, die ebenfalls komplett von den Ehrenamtlichen organisiert werden.

Fragen & Antworten

In einer immer diverser werdenden Gesellschaft werden homogene Gruppen immer seltener und der Kontakt zwischen Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten nimmt stetig zu. Das kann zu gegenseitiger Inspiration führen, birgt aber auch Konfliktpotenzial und führt im schlimmsten Fall zu Hass und Diskriminierung. Wir als NDC Baden-Württemberg möchten dem mit unserer Bildungsarbeit entgegenwirken und setzen uns damit für Zusammenarbeit und Gemeinschaft ein.

Auch intern bringen wir Menschen zusammen. Im NDC Baden-Württemberg sind Teamende aus verschiedenen Regionen und mit sehr unterschiedlichen Lebenssituationen und oft auch Diskriminierungserfahrungen engagiert. Trotz dieser Verschiedenheiten lernen wir gemeinsam und voneinander und führen zusammen Projekttage durch. Dabei schaffen wir als junge Menschen mit interaktiven und zielgruppengerechten Methoden auch einen Raum, in dem die Teilnehmenden auf Augenhöhe lernen können.

Wir sind überzeugt davon, dass es (nicht nur) in Baden-Württemberg nicht genug politische Bildungsarbeit gibt und dass Konkurrenzdenken damit fehl am Platz ist. Sicherlich sollten aber durch Vernetzung und Kooperation allzu große Doppelungen vermieden werden. Erfahrungsaustausch und Verweise auf gute Projekte schaffen hingegen Synergieeffekte, die Zeit, Kosten und Aufwand sparen und in der Regel auch von höherer Qualität zeugen. Deshalb vernetzt sich das NDC Baden-Württemberg genauso wie seine Trägerorganisation LAGO in viele Richtungen.

Besonders gut funktioniert im NDC Baden-Württemberg das ehrenamtliche Engagement, weil Menschen sich auf sehr unterschiedliche Weise einbringen können und ihre Meinungen und Anmerkungen ernst genommen werden. Sie haben direkten Einfluss auf die Ausrichtung und Entwicklung des Landesnetzwerks. Dass das sehr gut ankommt, zeigt auch die große Zahl an Weiterempfehlungen und Interessierten, sodass es mittlerweile eine Warteliste für die Teamschulungen gibt. Die dortige umfassende Ausbildung wird von NDC-Trainer*innen angeleitet, die selbst irgendwann als Teilnehmende eine Schulung besucht haben. Sie können somit die Bedürfnisse und Schwierigkeiten gut nachvollziehen und auf Augenhöhe Neues vermitteln.

Neben den Nachgesprächen nach den Projekttagen spricht die Teambetreuung auch sonst viel mit den Teamenden und trägt ihre Wünsche und Anliegen (auf Wunsch auch anonymisiert) in die Steuerungsgruppe. An dieser können alle Teamenden teilnehmen und es werden gemeinsam mit einigen Kooperationspartner*innen und der hauptamtlichen Landesnetzstelle (LNST) Entscheidungen getroffen. Die LNST ist für Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit, die Organisation der Teamschulungen und andere organisatorische Dinge im Hintergrund zuständig. Die Projekttage werden allerdings komplett von den Teamenden und den ehrenamtlichen regionalen Teameinsatzplanungen organisiert und umgesetzt. Das NDC Baden-Württemberg erreicht damit eine einmalige Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen.

Natürlich konnten wir durch Corona lange Zeit keine Projekttage in Präsenz durchführen, was unsere Aktivität nach außen mehr oder weniger stoppte. Schnell wurden in einem Bundesland Hygienekonzepte erarbeitet, die dann bundesweit zur Verfügung gestellt wurden, sodass unsere Teamenden und die Gruppen geschützt sind, wenn wir Projekttage in Präsenz durchführen dürfen. Da aber auch die Schulen lange Zeit geschlossen waren, reichte dies nicht aus. Deshalb wurde nach reiflicher Überlegung, wie wir unsere Methoden adäquat in den digitalen Raum verlagern können, der Beschluss gefasst, einen neuen digitalen Projekttag einzuführen, der sich von den Präsenzkonzepten deutlich unterscheidet und damit auch über die Pandemie hinaus im Angebot bleiben kann. Auch dieser wurde unter Mitwirkung von Teamenden aus verschiedenen Bundesländern zentral erarbeitet und baute auf Erfahrungen der bestehenden digitalen Konzepte in einigen Landesnetzwerken auf.

Intern nutzten wir den relativen Stillstand dazu, unsere Strukturen genauer zu überprüfen und einen Beratungsprozess anzustoßen, um vage Rollenverständnisse und Zuständigkeiten genauer zu klären. Ziel ist es, dass das NDC Baden-Württemberg klarer strukturiert und noch transparenter wird und durch gutes Wissensmanagement über ein internes Wiki auch neuen Teamenden ermöglicht, sich schnell zurechtzufinden und einzubringen. Ergänzend wurden Checklisten und andere Qualitätsmanagement-Maßnahmen eingeführt, die langfristig Zeit einsparen.

Prinzipiell können Interessierte zwischen 18 und 30 an der einwöchigen NDC-Teamschulung teilnehmen und damit ins NDC einsteigen. Menschen mit Diskriminierungserfahrungen werden dabei bevorzugt mitgenommen. Eine Ausnahme sind leider (noch) Menschen, die stark sehbehindert oder hörgeschädigt sind oder stärkere geistige Behinderungen haben, da das NDC sehr audio-visuelle Methoden einsetzt und präzise Sprache eine wichtige Kompetenz bei der Thematisierung von Diskriminierung ist. Das NDC Baden-Württemberg arbeitet jedoch eng mit der Fachstelle Inklusion der LAGO zusammen, um irgendwann auch Teamende mit entsprechenden Behinderungen das Engagement im NDC zu ermöglichen. Hinsichtlich der Zielgruppe der Projekttage gibt es bereits Konzepte für Hörgeschädigte oder sonderpädagogische Einrichtungen und es besteht jederzeit die Möglichkeit, die Projekttage an die Bedürfnisse der Gruppe anzupassen.

Die Teilnehmenden an den Teamschulungen lernen viel zu Rassismus, Diskriminierung und passenden Methoden. Weil die Ausbildung so grundlegend ansetzt, ist weder vorheriges Wissen zu den Inhalten noch pädagogische Erfahrung nötig. Das NDC verfolgt dabei einen bewusst niedrigschwelligen Ansatz. Sämtliche Kosten werden erstattet, damit auch Menschen mit Klassismuserfahrungen teilnehmen können. Nach der Teamschulung können sie die Projekttage A, B und C teamen, die bundesweit einheitlich sind. Es ist also kein Problem, von einem Bundesland ins andere zu wechseln.

Projektinitiatorin

Ansprechpartnerin

  • Rebecca Rüddenklau

  • 0711 89691524

  • ndc@lago-bw.de