Projekt Beschreibung

Integrierte Vielfalt (er)leben –
Quartiersentwicklung in Stuttgart-Rot hin zu einem WohnquartierPLUS (WQ+)

Initiatoren:

  • Neues Heim – Die Baugenossenschaft eG
  • Stadtberatung Dr. Sven Fries

Eine in die Jahre gekommene Nachkriegsbebauung in ein ansprechendes, sozial gemischtes und generationengerechtes Wohnquartier umzugestalten – dieser Aufgabe hat sich die BGNH (kurz für Neues Heim – Die Baugenossenschaft eG) in Kooperation mit zwei weiteren Wohnungsgenossenschaften und sozialen Akteuren gestellt. Durch einen breiten Maßnahmenmix bestehend aus Abriss, Umbau, Modernisierung, neuen Wohnformen sowie der Einrichtung eines WohnCafés entsteht das WQ+ Stuttgart-Rot mit Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen. Entwickelt wird das Projekt gemeinsam mit den Menschen vor Ort: Eine am Bedarf der Ausgangssituation angelegte Informations- und Beteiligungsstrategie bietet dabei Menschen aus dem Quartier und Bewohnenden der BGNH die passende Gelegenheit und Möglichkeit, sich einzubringen.

Das WQ+ umfasst rund 3.000 Wohneinheiten (ca. 50% davon im Besitz der drei beteiligten Wohnungsgenossenschaften) für ca. 6.000 Bewohnende.

Um die gesellschaftliche Vielfalt baulich und sozial zu berücksichtigen, baut das Gesamtkonzept auf vielfältige bedarfsorientierte Versorgungsleistungen und neuen Wohnformen für verschiedene Lebensentwürfe auf, wie bspw.:

  • Wohnraum für Singles, Paare, (insbesondere auch junge) Familien und Studierende
  • barrierearme Wohnungen
  • WGs für Menschen mit Behinderung, inklusive WG, Pflege-WGs, Tagespflege
  • WohnCafé (Begegnung im Quartier)
  • Stützpunkt ambulanter Dienst

Die Besonderheit des WQ+ Konzeptes: Hilfs- und Betreuungsangebote sind verfügbar, werden aber nur im tatsächlichen Bedarfsfall in Anspruch genommen und bezahlt.

WQ+ wurde wegen seines Innovativen Ansatzes in das Netz der IBA’27 –StadtRegion Stuttgart aufgenommen, z.B.:

  • temporäre Vermietung von Wohnungen in den zum Abriss stehenden Gebäuden,z.B. Kooperation Studierendenwerk Stgt., Mitarbeiterwohnungen Einrichtungen der Pflege
  • Kooperation mit der Hochschule für Technik Stuttgart (HfT): Studierende (IMIAD) erproben experimentelle, zukunftsweisende und innovative Wohnformen
  • gezielte Vermietungsstrukturen für eine Durchmischung des Quartiers
  • Genossenschaften als flexible, moderne und gleichzeitig verlässliche Motoren für nachhaltige Quartiersentwicklung
  • 24-h-Versorgungskonzept
  • nachhaltiges Vorantreiben zukunftsfähiger Wohnformen
  • ökologische Gesichtspunkte bei der Neubebauung, innovativer Neubau
  • Einbezug von neuen Mobilitätskonzepten
  • der Beteiligungsprozess

Durch die Online- und Offline-Komponenten des Informations- und Beteiligungsprozesses wird die Bewohnerschaft von Beginn an zur eigenständigen Übernahme von Verantwortung bewusst befähigt und motiviert:

  • Information und Beteiligung während des städtebaulichen Wettbewerbsverfahrens mittels Veranstaltungen, Info-Zeitung, Erklärvideo, aktivierender Befragung
  • Dialogphasen nach Abschluss des städtebaulichen Wettbewerbs zur Konkretisierung der Siegerentwürfe
  • verschiedene Veranstaltungen im Quartier, Online-Informationen & Workshops, um Transparenz zu gewährleisten und den Informationsfluss aufrechtzuerhalten
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Fragen & Antworten

Heutzutage laufen viele verschiedene Prozesse parallel und die schnelllebige Welt verlangt der einzelnen Person viel ab. Kooperation und gegenseitige Unterstützung können dabei wichtige Bausteine einer Strategie für einen erfolgreichen Umgang mit diesen Herausforderungen sein.

Insbesondere die durch den demografischen Wandel bedingten Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft heutzutage steht, können durch generationenübergreifenden Zusammenhalt gemeistert werden. Sie erfordern neue Formen sozialer Netzwerke, da Familien nicht länger automatisch am selben Ort leben und füreinander Verantwortung übernehmen.

Soziale Netzwerke – besonders in Nachbarschaft und Quartier – fördern Austausch, Zusammenhalt, Gemeinschaft und können auf diese Weise einen festen Bezugspunkt etablieren, der Orientierung in einer Welt voller komplexer Strukturen geben kann.

Findet die Ermöglichung des sozialen Netzwerkes in Kommunikationsorten (in WohnCafés, Quartierstreffs, Quartiersplätzen o.ä.) auch baulich Beachtung, können Begegnungen und Angebote gestaltet werden, die für Vielfalt, Toleranz und Offenheit entscheidend sind und eine Integration verschiedener Lebensentwürfe, Ressourcen und Orientierungen ermöglichen.

Insbesondere angesichts des oft vorherrschenden Konkurrenzdenkens in unserer Gesellschaft ist es wichtig, dass verstärkt kooperiert, voneinander gelernt und profitiert wird, gemäß dem Motto: „Miteinander statt Nebeneinander oder gar Gegeneinander“.

Interne Erfolgsfaktoren – Abstimmung und Projektmanagement:

  • regelmäßige Abstimmungen innerhalb des Projektteams (on- und offline in Kombination, um eine gute Balance zwischen Effizienz und Begegnung zu finden)
  • konstruktive Lösungsfindung bei unterschiedlichen Haltungen
  • Kreation von Innovationen, indem externes Erfahrungswissen eingebunden und Experten aus anderen Projekten beteiligt werden (z.B. über Workshops)

Kreation von Innovationen, indem externes Erfahrungswissen eingebunden und Experten aus anderen Projekten beteiligt werden (z.B. über Workshops)

Externe Erfolgsfaktoren – Information und Einbindung der Bürgerschaft:

  • niederschwellige und einfache Teilnahmemöglichkeiten
    (möglichst viele Personen aus der Zielgruppe werden mittels verschiedener Methoden angesprochen und eingebunden)
  • analoge und digitale Formate zur Information und Beteiligung wählen, um eine breite Zielgruppe zu erreichen Akzeptanz für das Projekt und Identifikation der Bürgerschaft mit dem Quartier durch die bedarfsorientierten Beteiligungsmöglichkeiten befördern, sodass die Bürgerschaft zur Übernahme von Verantwortung im Quartier schon früh befähigt und motiviert wird
  • Entwicklung des Projekts gemeinsam mit den Menschen vor Ort, gemäß dem Motto „Beteiligung zur Beteiligung“
  • Information und Transparenz im gesamten Prozess gewährleisten
  • Grenzen der Beteiligung benennen und nicht an Stellen beteiligen, an denen keine Entscheidungsspielräume bestehen (keine Scheinbeteiligung)
  • frühzeitige Information und Einbeziehung sowie Aufbau eines Netzwerkes, um Stabilität und nachhaltige Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme zu befördern
  • Akzeptanz für das Projekt und Identifikation der Bürgerschaft mit dem Quartier durch die bedarfsorientierten Beteiligungsmöglichkeiten befördern, sodass die Bürgerschaft zur Übernahme von Verantwortung im Quartier schon früh befähigt und motiviert wird
  • Der Prozess der HfT konnte aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht wie geplant stattfinden, doch VertreterInnen des Masterstudiengangs IMIAD der HfT haben kreative Lösungen gefunden:

– Projektion des selbstgedrehten Videos der IMIAD-Studierenden der HfT auf eine Häuserwand in Stuttgart-Rot („Outdoor-Kino“)

– „distancing parcour“ mit verschiedenen Aktivitäten im Innen- und Außenraum mit Einhaltung des Mindestabstands

– Umsetzen digitaler Formate, wie z.B. einer virtuellen Wohnungsbesichtigung

  • verschiedene Perspektiven auf das Verständnis von Information und Beteiligung sowie die Umsetzung einer entsprechenden Strategie wurden frühzeitig im Prozess abgefragt und bei einem gemeinsamen, konstruktiven Termin zusammengeführt
  • den Herausforderungen in der Abstimmung durch knappe Zeitbudgets sowie Einschränkungen der Corona-Pandemie konnte durch digitale Jour fixe-Treffen begegnet werden
  • der Abstimmungsprozess, insbesondere mit den für die Auslobung zuständigen Ämter der Stadt Stuttgart, gestaltete sich auf Grund der stark eingeschränkten digitalen Austauschmöglichkeit der Stadt auf Grund der komplexen Ausgangslage sehr schwierig. Durch gute Vorarbeit und intensive digitale Abstimmung von IBA, begleitendem Auslobungsbüro und Bauherren konnte der vorangesetzte Ideenwettbewerb für die Neubebauung des Quartiers am Rotweg zwischenzeitlich auf den Weg gebracht werden. Die Auslobung ist in der Abstimmungsphase des Ämterumlaufs

Um auf die Bedarfe aller Bewohnenden des Quartiers eingehen zu können, sind Beteiligungsformate wichtig, bei denen die gewünschten Beteiligungsmöglichkeiten zunächst abgefragt werden („Beteiligung zur Beteiligung“). Im nächsten Schritt können dann bedarfsorientierte Beteiligungsformate erstellt und im Verlauf des Prozesses gegebenenfalls angepasst werden.

Unsere Beteiligungsveranstaltungen und Aktionen sollen an barrierefrei zugänglichen Orten stattfinden und die besonderen Bedarfe einzelner Zielgruppen berücksichtigen (z.B. Bedarf für Kinderbetreuung, besondere Sichtverhältnisse oder Verdolmetschung).

Sind Menschen mit besonderen Bedarfen noch nicht vor Ort, sollen aber perspektivisch im Quartier leben, werden Multiplikatoren aus sozialen Einrichtungen ergänzend als Stellvertreter einbezogen. Im WQ+ Stuttgart-Rot gibt es bereits fertiggestellte WGs für Menschen mit geistiger Behinderung, deren Expertise für die weitere Entwicklung genutzt werden kann.

Zusätzlich möchten wir für einzelne Zielgruppen auch individuelle Beteiligungsformate anbieten, bspw. für Kinder oder Jugendliche, da diese oft einen anderen Bedarf artikulieren und anders eingebunden werden sollten als Erwachsene.

Besonders mit Blick auf die aktuelle Situation rund um die Corona-Pandemie möchten wir darauf achten, dass wir für vulnerable Gruppen Angebote finden, an denen diese teilhaben können, das Ansteckungsrisiko aber gleichzeitig so gering wie möglich gehalten wird.

Projektinitiatoren

  • Neues Heim – Die Baugenossenschaft eG

  • Haldenrainstraße 185, 70437 Stuttgart

Ansprechpartner

  • Martin Gebler (Neues Heim – Die Baugenossenschaft eG)

  • 0711 848980-40

  • gebler@bgneuesheim.de

  • Cora Westrick (Stadtberatung Dr. Sven Fries)

  • 0711 30090941

  • cora.westrick@stadtberatung.info

Foto zeigt den Think Tank zur Entwicklung des neuen Quartiers Am Rotweg
Foto zeigt eine Menschengruppe beim Quartiersrundgang.
Foto zeigt Studierende der Hochschule für Technik.
Foto zeigt Innenansicht eines Zimmers