Projekt Beschreibung

Gut älter werden im Grund:
Aufbruch 2020
mit dem „Roten Sofa“
und
der „Roten Wand“

Initiatoren:

Weeber+Partner, Institut für Stadtplanung und Sozialforschung
Stadt Böblingen, Amt für Soziales

Die Stadt Böblingen hat 2019 einen Quartiersentwicklungsprozess im Stadtteil Grund durchgeführt, bei dem Ansätze zum guten Älterwerden im Quartier gemeinsam mit Bürger*innen sowie Einrichtungen vor Ort entwickelt wurden. Als auffälliges Erkennungszeichen des Prozesses diente ein großes rotes Sofa auf Rädern, welches in allen Beteiligungsphasen und der Öffentlichkeitsarbeit präsent war. Es wurden folgende Beteiligungsformate eingesetzt:

  • Leitfadengestützte Interviews und Fachgespräch mit Schlüsselpersonen
  • Aktivierende Befragung im öffentlichen Raum auf dem „Roten Sofa“: An mehreren Tagen an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten.
  • Drei Nachbarschaftstische an jeweils anderen Orten im Quartier. Gastlicher Charakter (Dekoration, Bewirtung, kleinere Räume), Unterstützung durch Sprachmittler*innen, Verwendung einfacher Sprache.
  • Teilnahme am Stadtteilfest mit dem Roten Sofa.
  • Ergebnisworkshop zur Zusammenführung der Ideen mit gemeinsamem Essen als Dank und Wertschätzung.

Im Projekt „Gut älter werden im Grund: Aufbruch 2020“ wird es nun an die Umsetzung gehen. Dafür steht uns unter anderem eine von der Stadt erworbene ehemalige Sparkassenfiliale zur Zwischennutzung fim Quartier zur Verfügung. In den kommenden 1,5 Jahren wollen wir mit den Menschen vor Ort konkret planen, was hier im Gebäude und bei den Kooperationspartnern stattfinden soll, welche Angebote auf Interesse stoßen und wie aus den Räumlichkeiten der gewünschte „Treff im Grund“ wird. Außerdem möchten wir die vielen Ideen zur nachbarschaftlichen Unterstützung in Zusammenarbeit von Quartiersbewohner*innen und Einrichtungen vor Ort weiterentwickeln und konkretisieren.

Geplant ist:

  • Ein Workshoptag zum Auftakt, an dem die Ideen aus dem Vorgängerprozess zusammengetragen und in thematischen Kleingruppen konkretisiert werden sollen (Was wollen wir erreichen? Wer kümmert sich? Was sind die nächsten Schritte?).
  • Darauf aufbauende, regelmäßige Austauschtreffen, in der die Kleingruppen in der Umsetzung ihrer Projekte begleitet und beraten werden
  • Abschlussveranstaltung mit Zusammenfassung und Ausblick und Dank an alle Beteiligten

Durch die Corona Pandemie wurde der Projektstart zeitlich verschoben. Um in dieser Zeit trotz der gebotenen physischen Distanz die soziale Nähe aufrechtzuerhalten, haben wir im Sommer 2020 vor dem zukünftigen „Treff im Grund“ eine auffällige „Rote Wand“ aufgestellt, die von Menschen aus dem Stadtteil jederzeit kontaktlos mit Anregungen u. Ideen beschrieben werden kann, außerdem eine digitale Pinnwand eingerichtet. Die Ergebnisse aus dem Vorgängerprozess waren an der Glasfront des Gebäudes ausgehängt, sodass sich auch neue Interessierte informieren konnten. Auch die Anmeldung zur Planungswerkstatt erfolgte über einen roten Briefkasten am Treff. Die Planungswerkstatt haben wir von einer Großgruppenveranstaltung in drei zeitlich getrennte Kleingruppen aufgeteilt, sodass der notwendige Abstand eingehalten werden kann.

Fragen & Antworten

Weil die großen Herausforderungen – demographischer Wandel, hoher Pflegebedarf bei gleichzeitigem Mangel an Pflegeplätzen, Vereinsamung im Alter – nur durch eine Zusammenarbeit aus städtischer Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft und Institutionen aus der Gemeinwesenarbeit bewältigt werden können.

Die Beteiligung der Betroffenen setzt Selbsthilfekräfte frei, ihre Anliegen erfahren mehr Aufmerksamkeit, sie werden zu Akteuren, zu Beteiligten, mit denen zusammengearbeitet wird, statt fremd bestimmt Lösungen vorgesetzt zu bekommen. Die gegenseitige Akzeptanz nimmt zu, soziale Kontakte entstehen und die Menschen tragen zur Gestaltung der Gesellschaft bei.

Vorhandenes Wertschätzen: Intensive Beschäftigung mit den Bedürfnissen und Potentialen vor Ort, Zusammenarbeit mit den bereits im Quartier tätigen Einrichtungen, Bewohner*innen als Experten sehen

Niederschwelligkeit: Dauerhafte Möglichkeit zum Einsteigen geben, unterschiedliche Formate für unterschiedliche Beteiligungserfahrung, sprachliche und physische Barrieren minimieren

Lust auf Beteiligung machen: Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit (Homepage, Amtsblatt-Artikel, Mail-Verteiler, Aushang), Möglichkeiten zur konkreten Mitarbeit und -gestaltung geben, aktivierende statt abwartende Haltung, Engagierte Menschen aus dem Stadtteil identifizieren und in der Umsetzung ihrer Anliegen unterstützen

Die Zielgruppe und die Beteiligten unseres Projekts gehören gleichzeitig zur Corona-Hochrisikogruppe. Auf der einen Seite ist es unsere Pflicht, kein Risiko für diese Personen einzugehen. Auf der anderen Seite benötigen gerade jetzt ältere Menschen Unterstützung im Alltag und drohen in dieser Zeit weiter zu vereinsamen. Wir haben uns deshalb entschieden, unseren Prozess anzupassen statt auszusetzen. Wir setzen kontaktfreie und risikoärmere Formate (Digitale und analoge Pinnwand, Abwandlung von Großgruppen- in Kleingruppenformate) ein und geben Hilfestellung in der Nutzung von digitaler Kommunikation.

Die Vielfalt der kulturellen Herkunft im Stadtteil ist groß: Im Prozess haben wir besonders durch sog. „Sprachmittler*innen“ den größten Sprachgruppen das Wort gegeben. Insbesondere in den Befragungen waren sie hilfreiche „Türöffner“.

Eine weitere Schwierigkeit ist die Konkretisierung der Anliegen. Wir haben mittlerweile eine Vielzahl an Ideen, wollen gleichzeitig aber auch erreichen, dass diese auch in die Umsetzung gelangen (nur dann wird der Erfolg sichtbar) und Menschen vor Ort Dinge selbst in die Hand nehmen. Dazu bestärken wir zum einen engagierte Personen darin, in die Umsetzung zu gehen und unterstützen sie dabei. Zum anderen wirken wir in den Formaten auf eine Konkretisierung hin, zum Beispiel mit Projektblättern, Benennung von Ansprechpartnern oder von Umsetzungsschritten.

Wir haben für den Fall von sprachlichen Schwierigkeiten Kontakt zu Sprachmittler*innen, die bei Veranstaltungen unterstützen können. Bei Beteiligungsformaten achten wir stets auf eine gastliche und offene Atmosphäre. Zusätzlich versuchen wir nicht nur zu unseren Formaten einzuladen, sondern auch auf die Menschen und Einrichtungen im Stadtteil aktiv zuzugehen. Durch das digitale Schulungsangebot sollen Ältere ohne Erfahrung in gute Atmosphäre mit diesen Medien vertraut gemacht werden.

Im neuen Stadtteiltreff sind neben dem Teil-Pflegestützpunkt im Wechsel auch die Kolleginnen der Fachstelle für Bürgerschaftliches Engagement, der offenen städtischen Seniorenarbeit und der Informations-, Anlauf- und Vermittlungsstelle niederschwellig ansprechbar. Letztere beginnt im Rahmen des Prozesses ein Modellprojekt „Präventive Hausbesuche“ in diesem Stadtteil. Ein Kooperationspartner wird als Projektauftrag in vier bis fünf Mikro-Quartieren / Nachbarschaften konkrete Alltagshilfe vor Ort anstoßen.

Projektinitiator

  • Weeber+Partner, Institut für Stadtplanung und Sozialforschung
    beauftragt von:
    Stadt Böblingen, Amt für Soziales

  • Mühlrain 9, Stuttgart

Ansprechpartner

  • Regina Vogt, Manuela Epting,
    Beata Zelezik-Rebmann

  • 07031 669-9907

  • Grund@boeblingen.de

Foto zeigt den 1. Nachbarschaftstisch.
Foto zeigt den Aufbau der Roten Wand.
Weiteres Foto eines Nachbarschaftstisches.
Foto zeigt das Rote Sofa, auf dem drei Personen sitzen.